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Warnung vor neuer Dot.com-Blase

Die Übernahme der Online-Videosite YouTube durch Google löst Skepsis, aber auch Anerkennung aus. Kritiker warnen angesichts des Kaufpreises von 1,65 Mrd. Dollar bereits vor einer neuen Dot.com-Blase. "Das ist der letzte Bereich mit Wildwest-Sitten."

Trotz zahlreicher positiver Prognosen für Google hat die Höhe des Übernahmepreises manche Beobachter an die einstige Internet-Blase der New Economy erinnert und Befürchtungen wachgerufen, die bodenlose Euphorie der 90er Jahre könne sich nun wiederholen.

Etwa der Vorstandschef des internationalen Medienkonzerns Bertelsmann, Günter Thielen: Auch Bertelsmann würden immer wieder Firmen angeboten, die "einigen Zulauf, aber praktisch keine Umsätze" vorweisen könnten.

In einem Fall hätten die Gründer trotzdem "etwa 100 Mio. Euro verlangt", so Thielen in der "Zeit".

Preis zu hoch oder niedrig?
"Viele Leute waren schockiert über den Preis von 1,65 Milliarden Dollar", sagte Dimitry Shapiro, Gründer des YouTube-Konkurrenten Veoh Networks.

"Ich glaube, in zwei oder drei Jahren wird man sich wundern, wie YouTube zu einem so niedrigen Preis erstanden werden konnte", meint wiederum Kai Tietjen, Geschäftsführer der Werbe- und Online-Agentur construktiv und Gründer des deutschen Portals Mister Wong.

Yahoo sucht nach Kaufmöglichkeiten
Auch Google habe anfangs noch kein Geschäftsmodell gehabt und sei heute weit über 100 Milliarden Dollar wert. "Die Kräfte, die in den oberen Regionen der Internet-Wirtschaft walten, sind andere, als wir sie bisher kennen."

Der Druck auf Yahoo und Microsoft erhöhe sich durch die Übernahme, warnen andere Experten. Seit Wochen kursieren Berichte über Verhandlungen zwischen Yahoo und dem Internet-Treffpunkt Facebook - es ist jedoch unklar, wie weit die Gespräche gediehen sind.

Manche Branchenexperten raten Yahoo, schnell zuzuschlagen, denn die Preise könnten weiter anziehen. "Yahoo wurde von Google bei Innovation, Finanzstärke und Zukäufen ausgebootet", sagte Scott Kessler, Analyst bei S&P Equity Research Services.

AOL hatte nicht das nötige Kleingeld
AOL hat nach Aussagen von Time-Warner-Chef Dick Parsons die finanzielle Notbremse gezogen. AOL hätte YouTube liebend gerne gehabt, aber Time Warner habe nicht das Geld, das Google zur Verfügung stand.

"Das ist ein überwältigender Preis und eine überwältigende Geschichte", so Parson. Man muss den Gründern Tribut zollen. Für traditonelle Medienfirmen sei der Preis sehr, sehr hart.

"Firmen im Kaufrausch"
Bereits im vergangenen Jahr hat News Corp die Top-Mitmachseite MySpace.com für rund 500 US-Dollar gekauft. Damit ist der Markt vorerst so gut wie leergefegt. Weitere Übernahmen könnten dennoch schon bald folgen.

"Aus dem Nichts werden alle möglichen anderen Käufer und Verkäufer auftauchen", sagte Wharton-Professor Peter Fader. "Die Firmen sind im Kaufrausch."

"Letzter Bereich mit Wildwest-Sitten"
Fader zieht ebenfalls den Vergleich zur Internet-Blase der Jahrtausendwende und dem folgenden Einbruch. "Zum größten Teil hat der Internet-Wahnsinn nachgelassen. Aber das ist der letzte Bereich mit Wildwest-Sitten."

Auch Josh Bernoff, Vizepräsident bei Forrester Research, warnt vor einem neuen Hype. "Manche Unternehmen werden die Websites der zweiten Reihe kaufen, und das werden die schlechtesten Geschäfte aller Zeiten sein."

YouTube: Zukunft des Fernsehens?
Rein strategisch sei die Übernahme auf jeden Fall richtig, schätzt Tietjen. "Der Markt für Videostreaming im Web wird einer der größten der Unterhaltungsindustrie werden." Die Medien verlagerten sich zunehmend ins Web, "Fernsehen und Computer verschmelzen".

Microsoft-Chef Steve Ballmer scheint sich dagegen noch nicht ganz sicher zu sein: Sollte YouTube die Zukunft des Fernsehens einläuten, so sei auch der Kaufpreis angebracht, sagte Ballmer. "Nimmt man aber etwas anderes an, ist YouTube gar nicht viel wert."